Soziale Phobie und Rückzug
Mein Weg mit sozialer Phobie – eine Geschichte von Rückzug, Hoffnung und dem Wunsch nach Heilung
Heute möchte ich etwas sehr Persönliches mit euch teilen. Es geht um meine soziale Phobie – wie sie sich entwickelt hat, wie sie mein Leben verändert hat und warum ich dennoch nicht aufgebe. Vielleicht findest du dich in meiner Geschichte wieder, vielleicht kennst du ähnliche Gefühle. Ich schreibe das nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um Mut zu machen. Mir selbst und auch dir.
Wie alles begann – Depressionen und erste Anzeichen
Viele Menschen entwickeln eine soziale Phobie in Folge einer anderen psychischen Erkrankung – oft sind es Depressionen.
Meine Depression wurde erst 2002 offiziell diagnostiziert, doch behandelnde Psycholog*innen gehen davon aus, dass ich schon seit meiner Pubertät, also etwa seit 1985, darunter leide. Auch wenn das heute nicht das Hauptthema sein soll, ist es wichtig zu erwähnen – denn beides hängt zusammen.
Kindheit, Schutzmauern und erste Risse
Ich war schon immer ein sehr introvertierter Mensch. In meiner Kindheit und im frühen Erwachsenenalter habe ich durch andere Menschen viel Leid erfahren. Das hat dazu geführt, dass ich mir ein dickes Fell zulegte – starke Mauern, die mich schützen sollten.
1998, als sich meine Essstörung entwickelte, waren diese Mauern noch stabil. Ich konnte verletzende Blicke, Tuscheln und sogar offene Häme irgendwie an mir abprallen lassen. Ich habe sogar manchmal den Mut aufgebracht, auf Menschen zuzugehen und sie zur Rede zu stellen, wenn sie mich schlecht behandelten.
Aber mit der Gewichtszunahme bröckelten meine Mauern Stück für Stück.
Der Blick der anderen – und mein wachsender Selbsthass
Je mehr ich zunahm, desto stärker spürte ich das Urteil der Menschen. Ich sah sie tuscheln, lachen, auf mich zeigen – und ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo. Anfangs konnte ich es noch aushalten. Doch mit der Zeit begann ich, mich selbst immer mehr zu hassen. Besonders meinen Körper.
Ich fühlte mich nackt, entblößt, selbst wenn ich komplett angezogen war. Die Blicke anderer brannten sich förmlich in meine Haut. Ich schämte mich zutiefst, unter Menschen zu gehen.
Das Resultat? Ich zog mich komplett zurück.
15 Jahre Rückzug – mein Leben in Isolation
Irgendwann verließ ich meine Wohnung gar nicht mehr. Seit etwa 15 Jahren habe ich mein Zuhause – genauer gesagt mein Grundstück – kaum noch verlassen.
Ausnahmen? Einige wenige Arztbesuche. Aber selbst das kommt äußerst selten vor.
Heute habe ich nur noch online Kontakt zu anderen Menschen. Wenn ein Termin außerhalb ansteht, beginnt bei mir schon eine Woche vorher eine regelrechte Eskalation:
- Extreme Schlafstörungen
- Schlechte Laune
- Aggressivität
- Tiefe Depressionseinbrüche
- Panikattacken
- Kompletter Rückzug von allem
Sogar das Telefonieren fällt mir schwer. Oft schiebe ich Anrufe tagelang, manchmal wochenlang, vor mir her – bis ich die Kraft dafür finde.
Bedürfnisse, die bleiben – und der Umgang mit dem Verzicht
Am Anfang habe ich sehr gelitten. Ich hatte Bedürfnisse, die für viele selbstverständlich sind: ein Spaziergang, ein Abend mit Freund*innen, Freizeitpark, Kirmes, ein Kinobesuch. Irgendwann war das alles einfach nicht mehr möglich – und es fehlte mir unendlich.
Heute habe ich diese Bedürfnisse immer noch. Aber ich habe gelernt, damit zu leben, dass meine Erkrankung mir Grenzen setzt. Es ist kein Aufgeben – es ist ein Umgang mit der Realität.
Mehr als psychisch – die somatische Belastungsstörung
Vor einigen Jahren kam noch eine somatische Belastungsstörung hinzu – also körperliche Beschwerden, die psychisch bedingt sind. Das hat mein Leben zusätzlich erschwert.
Und trotzdem: Ich habe noch Träume.
Ich wünsche mir, irgendwann wieder:
- einen Tag am Hafen zu verbringen
- zum Strand zu fahren
- einen Spaziergang im Wald zu machen
- einfach raus gehen wenn mir danach ist
(Mein letzter Waldspaziergang war übrigens 2004, ich erinnere mich noch gut daran)
Gibt es Pläne? Ja – und Hoffnung!
Ich habe einen Plan, wie ich aus dieser Spirale herauskommen kann. Der Weg führt über zwei große Schritte:
- Gewichtsreduktion
- Kognitive Verhaltenstherapie
Letztere ist im Moment leider noch nicht möglich – ich bin aktuell nicht therapiefähig, was vor allem körperliche Gründe hat. Aber ich arbeite daran.
Ich habe bereits 45 kg abgenommen – ein riesiger Erfolg. Aber in den letzten 12 Monaten lief es nicht gut, ich habe sogar wieder etwas zugenommen. Das möchte ich unbedingt ändern – und dabei soll mir auch dieser Blog helfen.
Warum ich das hier teile
Du fragst dich vielleicht:
Warum teilt Sky so etwas Persönliches öffentlich?
Weil ich weiß, dass ich nicht allein bin. Weil ich glaube, dass es viele da draußen gibt, die ähnliche Wege gehen – mit unterschiedlichen Geschichten, aber vergleichbaren Gefühlen.
Ich will zeigen:
- Aufgeben ist keine Option
- Es kann besser werden
- Du bist nicht allein
Abschließende Worte – und ein Wunsch für dich
Ich kämpfe weiter. Ich falle oft, aber ich stehe auch immer wieder auf. Ich weiß, dass mein Weg nicht einfach ist. Aber ich weiß auch: Ich werde mein Ziel erreichen.
Wenn ich dir mit diesem Text ein kleines Stück Hoffnung, Mut oder Kraft geben konnte, dann hat sich das Teilen gelohnt.
Ich wünsche dir von Herzen alles, was du brauchst, um deinen Weg zu gehen.
Du bist wichtig. Deine Geschichte zählt. Und du darfst träumen.
Bleib stark –
Sky
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